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Немецкий с улыбкой. Учись смеяться не плача / Lerne lachen ohne zu weinen

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2014
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– „Nehmen Sie etwas Kaffee. Es ist gar kein Kaffee, aber nehmen Sie nur etwas Kaffee, also: der deutsche Fascismus. Was w?re, wenn…?“

– „Der Stahlhelm, sorgsam gepflegt unter dem freundlichen Patronat einer Regierung, in der die Sozialisten stets auf die Koalition hinwiesen und in der die Rechten so taten, als w?ren sie ganz allein… der Stahlhelm wird aufmarschieren. Geld hat er. Gedrillt ist er. Passieren kann ihm nichts.“

– „Warum nicht —?“

– „Weil er die Verwaltung wachsen h?rt. Weil er alles, was jemals eine Beh?rde gegen ihn unternimmt, wenn es eine wagte, etwas zu unternehmen, achtundvierzig Stunden vorher wei?.“

– „Durch wen?“

– „Durch seine Leute, die die Verwaltung durchsetzen wie der Schimmel den K?se.“

– „Die Regierung?“

– „Die Regierung wei? es, will nichts wissen, ahnt es, m?chte nichts ahnen… der Stahlhelm wei?.“

– „Die Hitlerleute?“

– „Halb so schlimm[21 - Halb so schlimm – это еще полбеды]. Furchtbar viel Geschrei; Brutalit?ten; Freude an organisiertem Radau; Freude an der Uniform, den Lastwagen und dem Stra?enaufmarsch… halb so schlimm. Vorspann – sobald sie den ersten Ruck gegeben haben, wird man sie bremsen, die armen Kerle. Es wird da gro?e Entt?uschungen geben.“

– „Und was wird geschehen?“

– „?u?erlich nicht so sehr viel. Kleine lokale Widerst?nde der Arbeiter; die sind aber gespalten, desorganisiert, waffenlos, niedergeb?gelt von einer jahrelangen Vorbereitungsarbeit der Justiz. Die Besten sind nicht mehr. Die Zweitbesten hocken in den Zellen. Der Rest steht auf – und legt sich gleich wieder hin. M?de. Entt?uscht. Ausgehungert. Stempeln, stempeln, stempeln.“

– „Ausrufung der Diktatur? Absetzung des Reichspr?sidenten?“

– „Wo denken Sie hin! Mussolini hat seinen kleinen K?nig; die hier haben ihren breiten Hindenburg. Der bleibt. Der Reichstag wird so gut wie nach Hause geschickt… niemand wird ihn vermissen. Denn was die da in den letzten Jahren getrieben haben: so etwas von Leerlauf, von Selbstzweck, von Insicharbeit… so etwas war noch nicht da. Eine Karikatur des Parlamentarismus. Der ist fertig. Ein Direktorium, ein Ausschuss, irgend etwas mit harmlos-hocht?nendem Namen, das wird regieren.“

– „Und wie?“

– „Immer verfassungstreu, oho! Druck mit staatsfeindlichen[22 - staatsfeindliche Hetze – агитация, направленная против основ государственного строя, антигосударственная агитация] Mitteln auf den Staat – und dann verfassungstreu. Wie sie regieren werden? Viel harmloser, als die ma?los entt?uschten, aber bald geb?ndigten Kleinb?rger glauben. Deren radikale Fl?gel werden rasch unterdr?ckt; auch Herr Hitler hat seine Schuldigkeit getan und kann gehn. Es wird keine Revolution sein, so wenig wie die von 1918 eine gewesen ist – Personalb?en werden sie machen…“

– „Bitte, klarer. Was sind Personalb?en?“

– „St?rme in den Wassergl?sern der Ressorts. Abs?gung der unbequemen Regierungssozialisten; Pensionierung von ein paar hundert Konzessionsschulzen, die sich schlecht und recht[23 - schlecht und recht – кое-как] durchgebuttert hatten, bis zu diesem Augenblick – und die kindlich erstaunt waren, als es nun so weit war. Die Br?der hatten nie etwas andres gesehen als ‚Realit?ten‘ – also gar nichts. Von der wahren Kr?fteverteilung im Lande f?hlten sie nichts; hier mussten ihre Informationen versagen, denn statistisch l??t sich dergleichen nicht erfassen. Die werden verschwinden. Nun wird Deutschland stramm natio-nalliberal.“

– „Mehr nicht?“

– „Mehr nicht. Mehr ist gar nicht zu erzielen. Das wussten Schacht, Nicolai, selbst Seldte l?ngst, ein paar Nazis wussten es auch, br?llten aber um des liebes Krieges willen[24 - um… willen – ради чего-либо, кого-либо] mit den andern mit. Au?enpolitisch: eine Art Friede mit denen da drau?en; verklausulierte Weiterzahlung der Schmachtribute, nat?rlich… wer kann denn auf den Mond fliegen? Platonische Liebe zu Italien, vergessen S?dtirol; vage Noten an Frankreich, da geht Briand; Hin und Her; Verhandlungen mit England, mit Genf… und an alle: Versprechen der absoluten Bolschewisten-Feindschaft. Das beruhigt ungemein. Was glauben Sie: Deutschland als Hort gegen Russland! Eine sehr sch?ne Melodie.“

– „Also… innenpolitisch?“

– „Nicht, was Sie denken. Ein paar Zuchthausstrafen… ein paar Roheiten gegen die Juden… gegen eine Handvoll Republikaner… Beschr?nkung des Reichsbanners… Verbot der KPD[25 - KPD [ka’pe:de] – сокр Kommunistische Partei Deutschlands ист. КПГ, Коммунистическая партия Германии]. – weiter nichts. Ja, und die Beamten werden wieder flegelhaft.“

– „Sozialversicherungen?“

– „Zeitweiser Abbau – aber auch der halb so schlimm in seiner Auswirkung. Das ginge ja gar nicht. Man wird einiges plakatieren und vieles stehen lassen. Was wirklich abgebaut wird, das wird die Kampfkraft der Arbeiter sein. Auch die zahmsten Gewerkschaften werden nichts zu lachen haben.“

– „Also… nehmen Sie noch etwas Kaffee, also Jubel im Lande?“

– „Gott, ja. Zun?chst die ?bliche Verwirrung, an der B?rse. Ach, diese Nase der B?rse! Sie riecht alles, was in der Luft liegt – nachher. ?brigens ist es ihnen gleich. Die B?rse wird nicht geschlossen werden, und der Kurf?rstendamm, dessen Bewohner sich ein paar Tage ?ngstlich zu Hause halten oder verreisen, wird nicht gest?rmt. Pogrome? Nein… Dann atmen sie wieder auf. Und alles geht weiter. Eigentlich, werden sie sagen, eigentlich ist ja alles gar nicht so schlimm.“

– „Die Zeitungen?“

– „Alle Obrigkeit kommt von Gott. Man muss sich nicht gegen das Gegebene auflehnen – das bekommt dem Inseratengesch?ft nicht. Es sind Mustersch?ler; sie werden eine gute Zensur bekommen. Nach vier Wochen ist Ruhe im Lande… ‚Wenn auch… so doch immerhin…‘ “


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