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Кавказ и Чечня – обозрение европейских ученых. Kaukasus und Tschetschenien. Ein Überblick der europäischen Wissenschaftler

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?stlich des Scharo-Argun erstreckt sich – immer zwischen den beiden Ketten des Kalkgebirges ? der Gau Tschaberloi, von dem man das untere und das obere Tschaberloi unterscheidet. Getrennt werden beide durch die Andische Wasserscheide, die hier aber nicht mit der Andischen Kette zusammenf?llt, sondern etwa 10—15 km westlich von deren Kamm verl?uft. Der Andische Koissu hat sein Einzugsgebiet im Ansalta-Bach ?ber die Kette hinweg nach W vorgeschoben; in enger Schlucht wird sie von diesem Bach durchbrochen. Die Wasserscheide selbst ist eine ganz flache Schwelle.

Das untere Tschaberloi liegt ?hnlich wie Galantschotsch schon betr?chtlich ?ber den Argunl?ufen, ist aber st?rker zerschnitten als jenes. Durch ihre Waldlosigkeit und br?tende Hitze erinnern seine engen Schluchten schon an den Daghestan. Verwaltungspunkt des gesamten Tschaberloi ist Tschobachkineroi, ein ganz unbedeutendes Dorf, von dem sich aber ein wundervolles Gebirgspanorama von machtvollem Aufbau bietet. Durch die L?cke, die hier der Scharo-Argun in die zweite Kette gerissen hat, gr??t von S das breite, firnbedeckte Haupt des Diklos her?ber.

St?rker individualisiert als Landschaftseinheit ist das obere Tschaberloi. Es ist ein weiter, flacher Kessel, der aber infolge seiner Ausdehnung als Hochfl?che empfunden wird und deshalb stark an die gleichartigen daghestanischen Bildungen erinnert, denen er auch in seiner Baumlosigkeit, Ungesch?tztheit gegen Sommerhitze und Winterk?lte und den Dorfanlagen gleicht. Etwa 200 m ?ber dem Kessel liegt in dessen Ostumrandung der von hohen Bergw?nden eingefa?te, sch?ne Forellensee Esen-am, 1868 m ?. d. M., an dem die sogenannte Zarenstra?e von Wedeno nach Botlich verbunden als mit den tschetschenischen Basarpl?tzen.

Folgt man von Schatoi aus dem Tschanti-Argun auf dem leidlichen Fahrwege und hat man die finstere und au?erordentlich eindrucksvolle Klamm hinter sich, mit der er die zweite Kette durchs?gt, so erweitert sich das Tal bedeutend. Die hier v?llig waldlosen H?nge werden mit Eintritt in das Schiefergebiet flacher und diese Gestalt beh?lt der Oberlauf des Argun bis zum Beginn des Hochgebirges. Die gr??te Breite erreicht seine Talsohle bei Itum-Kale mit fast ? km und da hier auch ein breitsohliges Tal von SO her einm?ndet, so hat sich ein Bev?lkerungszentrum entwickelt; Itum-Kale bildet den Verkehrs- und Handelsmittelpunkt f?r die ganze S?dh?lfte der tschetschenischen Berge. Zu seinem lebensvollen, bunten Wochenmarkte kommen die Leute, abgesehen vom eigentlichen Bezirk von Itum-Kale, der den Gaunamen «Tschanti» tr?gt, auch aus dem oberen Scharo-Argungebiet, ebenso aus Galantschotsch und dem wilden Maisti und M?lchsti. Ja sogar Chewsuren in ihrer interessanten Tracht sieht man ab und zu. Von hier strahlen auch die Wege aus, die ?ber das Hochgebirge nach Tuschetien und Chewsuretien hin?ber f?hren, n?mlich nach ersterem entweder ?ber Scharoi und den Katschu-Pa? oder ?ber Childecheroi, und nach letzterem ?ber M?lchisti und Schatil. Schon vor der Russenzeit war Itum-Kale eine stark befestige Zentrale mit vielen Wehrt?rmen. Nach deren Zerst?rung bauten die Russen eine weitr?umige Festungsanlage, die jetzt nat?rlich in Ruimen liegt, sie wird bald v?llig verschwunden sein, da ihre Steine als Baumaterial weggeschleppt werden.

Zum n?heren Einflu?gebiet Itum-Kales geh?ren verschiedene Seitent?ler des Tschanti-Argun, von denen hier nur das durch Holz- und Webearbeiten bedeutende Tal von Chotscharoi und das von kaum ?bersteigbaren Bergmauern eingerahmte Gebiet von Childecheroi genannt seien.

Denselben landschaftlichen Charakter wie der Oberlauf des Tschanti- hat der des Scharo-Argun; auf seinen flachen Schlieferh?ngen liegen die Ortschaften in den verschiedensten H?hen verteilt. Hauptort ist das hochgelegene Scharoi mit zwei weithin sichtbaren, dr?uenden alten T?rmen (Abb. 3). Seine wehrhaften Bewohner machten 1919 der auf S. 8 erw?hnten georgischen Expedition viel zu schaffen und waren noch 1925 gegen die Sowjets aufst?ndig. Und zwar aus religi?sen Gr?nden: die kommunistische Verneinung Gottes emp?rte die frommen Mohammedaner, genau so wie 1921 im benachbarten Daghestan. Bei der r?umlichen Begrenztheit des Aufstandes wurden sie jedoch von den Bolschewisten ungew?hnlich nachsichtig behandelt, w?hrend man unter den tapferen Daghestarnern blutig aufger?umt hatte. In den letzten Jahren ist auch dieses Gebiet durch einen Stra?enbau erschlossen worden; die Stra?e f?hrt von Schatoi hin?ber zum Scharo-Argun und an diesem entlang bis Scharoi. Sie soll u. a. den Abtransport des beim Dorfe Chulandoi einstweilen mit primitiven Mitteln abgebauten Antimons erm?glichen. Infolge der gr??eren Entfernung vom Zentrum Itum-Kale sind Sitten und Lebensweise der Bew?lkerung im Oberlaufgebiet des Scharo-Argun wesentlich urspr?nglicher als in dem des Tschanti-Argun, wenn man von dessen Quellgebiet absieht.

Diese Quellgebiete des Tschanti-Argun d?rfen nun von allen tschetschenischen Gauen das Hauptinteresse des Forschers beanspruchen eben wegen ihrer ethnologischen Urspr?nglichkeit. Sie sind von Itum-Kale nur 1—2 Tagem?rsche entfernt. Das enge Kerbtal, durch das der Argun nach der Einm?ndung des Kii-Baches, flu?aufw?rts gerechnet, hindurchtost, ist jedoch schwer zu passieren. Die Erosionswirkung ist an waldfreien Stellen au?erordentlich; zumal bei Tauwetter sausen aus gro?er H?he st?ndig Gesteinssplitter in das sch?umende Bergwasser, ein Umstand, der f?r den Wanderer eine nicht geringe Gefahr bedeutet.

Zwei Gaue sind aus diesem Gebiet zu nennen, Maisti und M?lchisti. Maisti, das auf Childecheroi nach W folgende rechte Seitental des Tschanti-Argun, ist ebenso wie dieses durch meist nur f?r den Alpinisten ?bersteigbare Seitenmauern umrahmt, im S aber noch durch das Massiv des Tebulos-mta v?llig abgeriegelt, von dem der gr??te Gletscher des Ostkaukasus bis etwa 2800 m herabkommt. Abgesehen von dem bis auf 1800 m herabreichen Trogal und einem kurzen St?ck vor der Einm?ndung in den Argun ist das Maisti-Tal einev?llig ungangbare Klamm. Hoch oben erst; wo die Talw?nde weiter zur?cktreten, ist Platz f?r Siedlungen. Die ?ber blauschwarze, sehr harte und glatte Schieferplatten hinauff?hrenden Pfade sind selbst f?r das sichere Gebirgspferd gef?hrlich, so da? man fast nur Maulesel sieht. Aus demselben Grunde h?lt man auch mehr Ziegen als Schafe.

Nur drei D?rfer birgt dies letzte, tiefste Tal der tschetschenischen Berge mit insgesamt etwa 300 Seelen. Trotzdem verdient es besonders genannt zu werden, da sich hier die alte Hochgebirgsturmkultur, die sich einst viel weiter erstreckte, noch ziemlich unber?hrt erhalten hat. Noch wohnt man ausschlie?lich in den finsteren, die von hohen, schalken Wehrt?rmen ?berragt werden, (Abb. 4) und ausgedehte Kolonien von Totenh?usern deuten auf alte religi?se Vorstellungen, die auch heute unter der erst christlichen, jetzt mohammedanischen Oberfl?che noch weiter bestehen.

Dasselbe gilt von dem argunaufw?rts folgenden Gau M?lchisti. Das Arguntal, vor allem das seines linken Nebenflusses Meschi-achk, ist hier wieder etwas offener, und so sieht man ?berall von den H?ngen die alten Turmbauten heruntergr?ben. ?ber ein Dutzend D?rfer verzeichnet in diesem Gebiet die 5 Werst-Karte, in Wirkllichkeit gibt es deren nur drei: Dscharego, Teretego und Bonisti, das ?brige sind burgartige Einzelh?fe, deren Beschreibung weiter unfen folgt. Die Bewohner bilden zusammen mit denen von Maisti den tschetschenischen Stamm der Kisten. Mit ihren Nachbarn, den Chewsuren, die auch auf dem Nordhang einige D?rfer haben, leben sie eher in Fehde als in Frieden. Ursache hierf?r ist gew?hnlich Viehdiebstahl auf den Hochweiden und damit verbundener Totschlag. Der Fehdezustand erstreckt sich jedoch meist nur auf einzelne D?rfer bezw. Sippen, nicht auf die ganzen St?mme. So lebten w?hrend meines ersten Aufenthaltes 1919 die Dscharegoer Kisten in Feindschaft mit den Schatiler Chewsuren, beim letzten Aufenthalt nicht mehr, daf?r aber der direkte Weg nach Tiflis verscholossen. Die Antwort auf die Frage: «Wie steht ihr mit den Einwohnern dieses oder jenes Dorfes?» lautet jedenfalls nie schlankweg «gut» oder «schlecht», sondern «zur Zeit gut» oder «zur Zeit schlecht».

?ber Lage und Gestalt der Ssunscha-Ebene wurden schon eingangs einige Ausf?hrungen gemacht. V?llig eben ist sie nicht, sie neigt sich leicht nach NO und zeigt kaum merkliche Bodenwellen. Au?erdem beleben zahllose Kurgane von I bis etwa 6 m H?he die flachen Felder. Die Flu?t?ler sind so breit, da? sie f?r eine viel gr??ere Wassermasse bestimmt erscheinen als f?r die, die heute hindurchflie?t. Auch bei kleineren B?chen hat das Tal noch an 100 m Breite, das des Argun ist bis 1 km breit, das der Ssunscha stellenweise wohl gar 2 km. Der H?henunsterschied zwischen Talsohle und Steppe kann bis 20 m betragen. auf weite Strecken ist der Talboden mit dichtem Gestr?pp bedeckt, z. B. der der Ssunscha, in dem sich u. a. auch Wildschweine tummeln. Zu den zahlreichen Fl?ssen und B?chen, deren Str?mung immer noch recht rasch ist, kommen Bew?sserungskan?le hinzu, die aber auch im Laufe der Zeit die Form von Flu?l?ufen angenommen haben. K?nstliche Bew?sserung ist in gr??erer Entfernung vom feuchteren Gebirgsflu? eben doch schon erforderlich, besonders f?r Gartenkulteren in der N?he von Grosny.

Die Ebene ist heute gr??tenteils von Steppe bedeckt, die mit Ann?herung an das Gebirge wesentlich frischer wird. Fr?her soll aber der ?berlieferung zufolge auch hier der Wald weit verbreitet gewesen sein. Seine Spuren sind noch in ausgedehnten, bis zu 5 meter H?he erreichenden Buschbest?nden erkennbar. W?hrend aber die edleren H?lzer abgeschlagen werden. l??t man das dicht wuchernde Christdorn-Gestr?pp stehen; es nimmt schon bedeutende Fl?chen ein, die somit nat?rlichv?llig nutzlos daliegen.

Die Steppe ist ihrerseits schon stark durch Ackerland eingeschr?nkt. Mais und wieder Mais, dieses Hauptnahrungsmittel f?r Mensch und Tier, soweit das Auge reicht. Andere Fr?chte, besonders Getreide, verschwinden demgegen?ber v?llig. Der fruchtbare Boden hat eine hohe Bev?lkerungsdichte zur Folge. Zwar liegen die D?rfer oft meilenweit auseinander, daf?r haben sie aber zuweilen erstaunlich hohe Einwohnerziffern. Das Dorf Schali z. B. hat nach der Z?hlung von 1926 15000 Einwohner, Urus-Martan gar ?ber 20000! Da sie au?erdem noch sehr weitl?ufig gebaut und die meisten H?fe noch von Maisg?rten umgeben sind, so kann es Stunden dauern, bis man solch ein Dorf durchquert hat. In der Regel besteht der Dorfplan aus vielen parallelen Stra?enz?gen, die durch gelentliche Querstra?en mit einander verbunden werden. Die in Itschkerien so verbreiteten, aus vielen Einzelgeh?ften bestehenden weit zerstreuten Dorfanlagen fehlen vollkommen. Im Gr?n versteckt, von hohen Pappeln ?berragt, machen die D?rfer mit ihren sauber get?nchten, ziegelgedeckten Satteldachh?usern einen sehr freundlichen, kultivierten Eindruck. Nichtsdestoweniger sind die Bewohner aber noch reichlich unf?gsam; Bandenwesen herrscht in hohem Ma?e, mehr als in den Bergen. Ich kannte russische Polizeibeamte, die nach l?ngerer T?tigkeit in der Ebene zur Erholung einen Posten in den Bergen erhalten hatten.

Die Zahl der in der Ssunscha-Ebene wohnenden Tschetschenen bel?uft sich nach der Z?hlung von 1926 auf etwa 190 000. Da nun der Fl?chenraum mit reichlich 2000 qkm angesetzt werden kann, so k?men auf 1 qkm ungef?hr 90 Menschen, eine f?r diesen Erdraum gewi? sehr bemerkenswerte Dichteziffer! Dabei ist die Bev?lkerung von Grosny mit 95 000 Einwohner nicht mit einbegriffen. Zwei Drittel des ganzen Volkes wohnen also in der Ssunscha-Ebene, obwohl sie nur etwa den vierten Teil des Autonomen Gebietes der Tschetschenen einnimmt.

Etwa genau soviel Fl?chenraum wie die Ssunscha-Ebene nimmt das Gel?nde der beiden die Ebene im N begrenzenden H?gelz?ge des Terek-Ssunscha-Gebirges ein. Es ist aber wegen seiner ?de und Unfruchtbarkeit – letzters wegen Wassermangels – so gut wie unbewohnt und wird nur als Weidegebiet benutzt, wenigstens so weit die Tschetschenen daran interessiert sind. Seine besondere Bedeutung erh?lt es jedoch durch die sogenannten Alten Petroleumbohrfelder Grosnys, die sich am Nodhange des s?dlichen H?henzuges befinden.

B) Sprachliche Stellung und dialektische Verschiedenheiten

Die Bev?lkerung des Kaukasus besteht aus drei gro?en Gruppen: I. den eigentlichen Kaukasusv?lkern, 2. Arischen V?lkern, 3. Turkv?lkern. Die Tschetschenen geh?ren nun zu den eigentlichen Kaukasusv?lkern, die Karthwelier im SW mit dem Hauptvolk der Georgier, 2. Die Abchasen, Ubychen und Tscherkessen im NW und 3. Die Tschetschenen und daghestanischen V?lker im NO. Nach dem Urteil der Sprachforscher, besonders des Barons von Uslar, stehen die Tschetschenen sprachlich unter den Kaukasusv?lkern den Daghestanern am n?chsten. Auch kulturell hat man sie der daghestanischen Gruppe zugeordnet, wor?ber man jedoch verschiedener Ansicht sein kann; meiner Ansicht nach sind sie ethnologisch viel eher den zentralkaukasischen V?lkern zuzuz?hlen, wie noch n?her dargetan werden soll. Man wird in diesen Dingen besonders von dem ausgezeichneten russischen Sprachforscher Jakowlew wertvolle Aufkl?rungen zu erwarten haben, der sich mit der tschetschenischen Sprache in den letzten Jahren befa?t hat und auch ethnologisch arbeitet.

N?chst den Georgiern sind die Tschetschenen mit ?ber 300 000 K?pfen das zahlenm??ig st?rkste der eigentlichen Kaukasusv?lker. Sprachlich und kulturell geh?ren zu ihnen aber ohne weiteres noch die Inguschen und der kleine Stammessplitter der Batser am S?dhange des Hauptkammes[7 - Die Batser wohnen in den Gemeinden Sagirta und Indurta in Tuschetien. Ferner gibt es tschetschenische Niederlassungen am kachetischen Alasan nahe der Alwanischen Ebene; es sind die Gemeinden Ober? und Unter?Pankis. (Merzbacher, Lit. Verz, 28, I, S. 209).]). Die Kopfzahl der Tschetschenen im weiteren Sinne w?rde dann etwa 400 000 betragen. Dialektunterschiede bestehen wohl, sie sind aber ganz geringf?gig, so da? Tschetschenen und Inguschen sich m?helos miteinander verst?ndigen k?nnen. Trotzdem m?ssen die Inguschen als ein besonders Volk betrachtet werden, da sie politisch eine Sonderentwicklung durchgemacht haben, was ja in der Ausdruck kommt, Tatsache zum Ausdruck kommt, da? ihnen von der Sowjetregierung ein eigenes Autonomes Gebiet errichtet wurde.

Auch die Sprache der Tschetschenen im engeren Sinne, von denen in dieser Arbeit nur die Rede ist, weist anscheinend noch geringe dialektische Verschiedenhiten auf. Bemerkt habe ich das jedenfalls bei den Kisten von Maisti und M?lchisti, in deren Munde die mir bekannten tschetschenischen Worte einen etwas anderen Klang hatten. Als Beipiel erw?hne ich das tschetschenische Wort f?r Wehrturm «bau», das bei den Kisten «vau» lautete. Ebnso wurde mir versichert, da? auch die Tschaberloier eine vom ?brigen Tschetschenischen leicht abweichende Sprechweise h?tten. Auch lexikalische Unterschiede zwischen dem Tschetschenish der Ebene und dem der Berge wurden mir genannt.

Da aber zu diesen sehr geringen dialektischen Unterschieden wesentlich st?rkere kulturelle hinzukommen, so kann man doch von einer Gliederung der Tschetschenen in kleinere St?mme sprechen. Man wird dabei auch an den Stamm der Karabulaken denken m?ssen (ein Name offensichtlich t?rkischer Herkunft: kara-schwarz, bei Wasser im Sinne von schlecht, tr?be gebaucht; bulak-Quelle), die, wie schon erw?hnt, im Fortanga-Gebiet sa?en und nach der Besitzergreifung des Landes durch die Russen bis auf geringe Reste, die sich im Dorfe Atschchoi-Martan in der Ebene erhalten haben, nach der T?rkei auswanderten. R?ckwanderer siedelten sich in dem Aul Sagopsch in der kleinen Kabarda an. Die Karabulaken sollen sich durch ganz besondere Wildheit und Verwegenheit ausgezeichnet haben und dialektische sowohl von den Tschetschenen wie auch von den benachbarten Inguschen leicht verschiedenen gewesen sein. (Nach Iwanow, Lit. Verz. 17). Als tschetschenischen Namen des Stammes nennt Jakowlew den Namen «ear?tchuoj».

C) Geschichtliches

Untersuchungen ?ber die Herkunft der Tschetschenen m?ssen sehr schwierig sein, da wir ja nicht wissen, unter welchem Namen die Tschetschenen fr?her einmal aufgetretenen sind. Denn der jetzige Name ist neueren Ursprungs. Er bedeutet zun?chst nichts anderes als Bewohner des etwa 15 km s?d?stlich Grosny am Argun gelegenen Dorfes Tschetschenen, eines Dorfes, da einst am weitesten von allen tschetschenischen D?rfern nach N vorgeschoben war, mit dem also Russen, Kabardiner und andere zuerst in Ber?hrung kamen. Der Russe sagt also «cecenec», Mehrzahl «cecency», der Kabardiner «?a?an», der Ossete «tsatsan». In der deutschen Kaukasusliteratur hat sich bedauerlicherweize der Name «Tschetschenen» eingeb?rgert, obwohl es richtig «Tschetschener» hei?en m??te; der Einheitlichkeit halber wird jedoch auch in dieser Arbeit «Tschetschenen» gesagt. Zum ersten Male schriftlich belegt ist der Name «Tschetschenen» in einem Vertrage der Russen mit dem Kalm?kenf?hrer Ajuki-Chan aus dem Jahre 1708. (Nach Berge, Lit. Verz. 3, S. 140). Selbst nennen sich die Tschetschenen «nachcoi» was einfach Volk bedeutet, wie so manche andere V?lkernamen (Singular nachcuo). Nach Laudajew S. 3 (Lit. Verz. 24) werden sie von den Daghestanern «burtel», vn den Kum?ken «miciki?» genannt. Das Wort setzt sich nach Laudajew zusammen aus «micik» und «gi?i», «gi?i» soll im Kum?kischen Leute bedeuten. «micik» hei?t ferner ein rechter Zuflu? des Ssunscha-Nebenflusses Gudermes im ?stlichsten Winkel der Ssunscha-Ebene also im Grenzland gegen die Kum?ken. Au einer sehr interessanten alten, von einem Gehilfen Schamils entworfenen Karte (Lit. Verz. 37), die den Herrschaftsbereich Schamils, als das n?rdliche Daghestan und das Tschetschenen-Gebiet, umfa?t, indet sich das Wort «micik» auch als Gauname f?r besagtes Gebiet eingetragen. «micikis» ist nach Ansicht Semenows (Lit. Verz. 46, S. 217) gleichbedeutend mit dem Namen des alten Volkes der Massageten, was noch durch andere, von ihm nicht n?her bezeichnete Quellen erwisen sei. In diesem Zusammenhange erw?hnt er auch die tschetschenischen Dorfnamen Machketi und Mesketi, ersteres in Itschkerien, letzteres in Auch gelegen.[8 - Auf Grund einiger Linguistischer und ethnologischer Erscheinungen z. B. Spuren fr?heren Matriarchates, glaubt Jakowlew die Tschetschenen mit den Gargar?ern, Jasamaten und Sauromaten der alten Schrifsteller in Verbindung bringen zu k?nnen. (Lit. Verz. 19).])

Ferner ist zu erw?hnen der Name «Kisten», mit dem die Gebirgsgeorgier die Tschetschenen, im besonderen ihre unmittelbaren Nachbarn, also die Bewohner von Maisti und M?lchsti, belegen und der auch in der deutschsprachigen Literatur vorkommt, auch in der Form Kistiner. Die Bewohner der Kistengaue bezeichnen sich selbst und werden von ihren Stammesgenossen nur nach ihren Landschaftsbezw. Sippennamen Maisti und M?lchisti bezeichnet. Anscheinend hat der Name Kisten auch f?r die Inguschen gegolten, nach dem Flu?namen Kistinka zu urteilen, den der 5 Werst-Karte zufolge zwei rechtsseitige Zufl?sse des Terek in der Darial?Schlucht tragen.

Wenn nun auch schriftliche Yeugnisse fehlen, so haben nat?rlich die Tschetschenen eine m?ndliche ?berlieferung bez?glich der Herkunft ihres Volkes und seiner weiteren Schicksale. Es mu? nur dabei im Auge gehalten werden, da? diese ?berlieferungen keine eigentliche Volksgeschichte darstellen, sondern da? es lediglich Familien?berlieferungen sind. Denn ihre Geschichte als Volk beginnt streng genommen erst mit der Bildung des Autonomen Gebietes durch die Sowjets. Von jetzt ab erst treten alle Zweige des Volkes geschossen auf den Plan. Bis dahin bestand ihre Geschichte nur in einem Nebeneinanderleben verschiedener St?mme oder besser noch von Sippen, Gro?familien, die wohl zeitweise y. T. gemeinsam handelten, ebenso oft aber einander befehdeten. Soweit wir wissen, hat es also niemals einen tschetschenischen Herrscher gegeben oder sonst etwas einer Regierung ?hnliches, der das ganze Volk f?r l?ngere Dauer gefolgt w?re. Selbst zur Zeit der kaukasischen Kriege galt das noch. Haupts?chlich k?mpfen nur die Tschetschenen gegen die Russen, au die sich unmittelbar der Einflu? Schamils erstreckte, d. h. die an den Dagestan grenzenden Gaue, besonders die Itschkerier. Auch der Volksname «nachcoi» z. B. ist nach Laudajew erst in j?ngerer Zeit f?r alle Tschetschenen g?ltig geworden; bis dahin bestanden nur die verschiedenen Gaunamen.

Es existiert nun bei den Tschetschenen eine Sage ?ber den Ursprung ihres Volkes, die verschiedene Varianten aufweist. Se ist tats?chlich sehr verbreitet; mir wurde sie verschiedentlich erz?hlt. Ich gebe sie in der Form wieder, wie sie sich bei Semenow verzeichnet findet (Lit. Verz. 46, S. 209), da sie dort ausf?hrlicher dargestellt ist, als ich sie h?rte. Es handelt sich dabei um ?bersetzung eines arabischen Textes, der von einem Mullah im Jahre 1828 niedergeschrieben wurde. Die Sage hat demnach folgenden Wortlaut:

Geschichte der Auswanderung des Stammes Nachtschu aus dem Dorf Nachtschuwan im 63. Jahr nach der Hedschra (also 685 n. Chr.).

Aus dem Dorf Nachtschuwan zogen drei Br?der aus: Abdul-Chan, Raschid-Chan und Hamsat-Chan, S?hne des Said-Ali-Schami, der seinerzeit den Titel Saiedul-Umarai-Sultanu-Salatini hatte, 100 Jahre lebte und in Schami starb. (Schami = Damaskus oder Syrien).

Nach dem Tode des Vaters ging ihre F?rsten- und Sultansw?rde ?ber in die H?nde dazu nicht berechtigter. Infolgedessen flohen die Br?der nach Nachtschuwan. Aus Nachtschuwan gingen sie nach Kagysman, wo Verwandte des Vaters wohnten. Dort lebten sie 10 Jahre. Der j?ngste Bruder starb daselbst. Von Kagysman siedelten Abdul-Chan und Raschid-Chan nach Arsuman ?ber, wo sie 6 Jahre wohnten. Dort starb der zweite Bruder Raschid-Chan. Abdul-Chan ?bersiedelte nach Chalyb mit seiner Familie, die aus drei S?hnen, vier T?chtern, seinem Weibe und einem Neffen bestand. Hier heiratete Abdul-Chan die Tochter des F?rsten der Ungl?ubigen Albulat. Er lie? den Neffen in Chalyb zur?ck und zog mit der Familie an einen Ort, wo au?er W?lfen und anderen wilden Tieren niemand weiter wohnte und wo der kleine Flu? Baschan (Baschan) flo?. Dort errichtete er einen Baschan. Dort starb er auch 90 Jahre alt.

Nach Abdul-Chan blieben drei S?hre ?brig: Scham-Chan, Said-Ali und Fachruddin und vier T?chter: Sagidat, Habisat, Fatimat und Sainab. Scham-Chan verheiratete im 153. Jahre nach der Hedschra seine Schwestern an F?rsten von Abasakan und nahm sich selbst bei ihnen ein Weib, die Tochter Surchais. Seiner Schwestern wegen entstand zwischen ihm und den Abasaken ein Streit, weshalb er und seine Br?der vom Baschan zu einem kleinen Flu? ?bersiedelten und dort ein Sohn geboren, den sie Argun nannten. Said?Ali blieb dort wohnen, f?r Fachruddin w?hlten sie als Wohnplatz Baima?Sawraini (in einem anderen Bericht hei?t es Syrin-kort, der ?stliche der beiden H?gel s?dlich Grosny), Scham-Chan aber zog nach Naschach und wohnte dort in einem von ihm erbauten steinernen Turme. Das war im Jahre 213 nach der Hedschra. Scham-Chan starb in Naschach. Nach ihm bildeten sich in Naschach 13 Geschlechter. Argun, der Sohn Said-Ali?s, ?berlie? seinen Wohnsitz seinen Br?dern und zog nach Machketi (in Itschkerien).

Weiter ist in dem Text die Rede von Dingen, die mit der Ausbreitung der Tschetschenen direkt nichts mehr zu tun haben, von F?rsten der Ausbreitung des Islam, Dinge, ?ber die au?erdem andere Berichte vorliegen.

Die Sage hat offensichtlich unter dem Einflu? des Islam ihre urspr?ngliche Gestalt verloren. Sie ist ja auch gerade zur Zeit des Aufkommens des M?ridismus im Daghestan niedergeschrieben. So werden zun?chst die Namen der Helden in echt arabisch-mohammedanische umgewandelt sein, die ja auch heute als Vornamen bei den Tschetschenen so gut wie bei anderen mohammedanischen V?lkern verwandt werden. Zu der Annahme ist man um so mehr berechtigt, als in einer andereb Form der Sage der Name des aus Damaskus auswandernden Stammvaters anders laulet, n?mlich Turpal. Andere Namen aus den Stammessagen sind Molkcha oder Malkchu, dessen Sohn hei?t Tinawin?wissu, seine Recken Tinielder, Termagalla, Guno?Karkaloi, Gardaseirik, Schirdi?Kanat u. a. (Berge, Lit. Verz. 3, S. 124).

Wenig Glauben verdienen auch die Zeitangaben. Da der Stammvater unbegint ein Rechtgl?ubiger sein mu?te, so konnte der ‚Schreiber der Sage die Auswanderung auch erst nach Mohammeds Wirken stattfinden lassen. Da? kleinere mohammedanische V?lker ihre Vorfahren gern als echte Mohammedaner hinstellen und aus der Familie des Propheten, ist ja eine bekannte Erscheinung. Im Nibelungenliede gehen die Helden ja auch als fromme Christen zur Kirche. Bei den Tschetschenen ist es nun erwiesen, da? ihre Vorfahren erst vor rund 200 Jahren zum Islam bekehrt wurden.

Man hat die Sage aus diesen Gr?nden als f?r die Aufkl?rung der tschetschenischen (страница 24) Geschichte belanglos hingestellt, so Berge und Jakowlew[9 - Nach Jakowlew ist die Sage aus dem Daghestan ?bernommen und entspricht genau der Familien?berlieferung der Schamchale von Tarki.]) (Lit. Verz. 19); ich glaube jedoch, da? man den geographischen Kern des Ganzen nicht v?llig au?er Acht lassen darf. Schon der Gleichklang des tschetschenischen Ethnikons «nachtschoi» (nachcoi) bezw. «nachtschuo» mit «Nachtschuwan» oder «Nachitschewan» sollte doch zu denken geben, wenn man nicht etwa umgekehrt annehmen will, da? erst auf Grund des Volksnamens «nachtschoi» die Sage den Ursprung des Volkes volksetymologisch nach Nachitschewan verlegt hat. (Au?er der bekannten Stadt Nachitschewan am Araxes gibt es nach dem Ortsverzeichnis der 5 Werst-Karte noch ein Dorf Nachitschewan in der N?he des in der Sage ebenfalls erw?hnten St?dtchens Kagysman in Zentralarmenien zwischen Eriwan und Kars.) Dazu kommt dann die bestimmte Nennung anderer armenischer bezw. nordostkleinasiatischer Orte, wie Arsuman (nach Semenow = Erserum=, und Chalyb. Ein Volk der Chalyber wohnte nach dem Zeugnis antiker Schriftsteller an der S?dostk?ste des Schwarzen Meeres.

Diese Ortsangaben verdienen um so mehr Beachtung, als es feststeht, da? ein altkaukasisches Volk, die Moscher (Mos-cher) eben aus diesen Gegenden einst nach NO zog (Leonhard, Lit. Verz. 25, S. 295= wie ja ?berhaupt die engen Verbindungen der kaukasischen Welt mit Armenien und Vorderasien besonders in der Sprachforschung immer mehr hervortreten.

Der Landschafts- und Volksname Abasakan ist sicher gleichbedeutend mit Abchasien bezw. Abchasen. Nach Ansicht Semenows kann jedoch auch die Kabarda damit gemeint sein. Mit dem Flu?namen Bas-chan d?rfte der Baksan gemeint sein, was f?r Kabarda sprechen w?rde.

Hinweisen m?chte ich bei dieser Gelegenheit darauf, welch wertvolle Aufschl?sse eine genauere Untersuchung der geographischen Namen des Tschetschenen-Gebietes f?r die Sprach- und Geschichtsforschung noch bringen kann. Ich habe mich damit begn?gen m?ssen, den Gleichklang tschetschenischer Ortsnamen mit nichttschetschenischen, bezw. nichtkaukasischen festzustellen und mu? es Fachleuten ?berlassen, zu entscheiden, ob diese ?bereinstimmungen vielsagend oder nichtssagend sind. Es sind reine Zufallsfunde, von denen ich hier einige erw?hnen m?chte. So gibt es n?rdlich vom See Esen?am einen Gebirgszug Kerket mit gleichnamigem Pa?, ?ber den die Stra?e von Wedeno in Itschkerien nach Botlich im andischen Daghestan f?hrt. Der Name entspricht vollkommen dem antiken Namen Choi; eine gleichnamige Stadt gibt es am Urmia-See in Nordwestpersien. Nach Persien deutet ebenso ein nur wenige Kilometer vom tschetschenischen Dorfe Choi gelegener Ort Parsenoi. Der Name des Flusses Argun kommt, wie ich dem Ortsverzeichnis der 5 Werst?Karte entnehme, in den Kaukasusl?ndern noch mehrfach vor, teils als Flu??, teils als Ortsname. (Lit. Verz. 48) Eigenartig sind die ?bereinstimmungen gerade, was die Flu?namen anbelangt, mit Sibirien. Bekannt ist der Quellflu? des Amur, mit Namen Argun oder Ergune. Derartige ?bereinstimmungen lie?en sich noch viele anf?hren.

Bei Benutzung der russischen Karten ist freilich Vorsicht geboten, da sie die tschetschenischen Ortsnamen h?ufig stark verst?mmelt wiedergeben. Als Beispiel f?hre ich die Namen einiger Ortsnamen bezw. Einzelfestungen in M?lchisti an wie sie auf der 5 Werst-Karte[10 - Eine andere Karte stand mir leider nicht zur Verf?gung.]) verzeichnet sind und wie sie in Wahrheit ausgesprochen werden.

Nach der 5 Werst-KarteAussprache der Einw.

Dzarego Dza’re
Sachano Sa’chen
Iki?lo Ikilce
Teretego Te’rtje
Muzo Me’si
Bonisti B?nist
Kagnjacho K’e’gnjech
Banacho Bana’ch
Kamalago Koma’lche
Dorze Do’dze
Bazdeti Ba’ste
Ami A’me

Oder im Nachbargau Maisti:

Pogo Pu’hu
Togo T’u’ga

Wenn diese Abweichungen nicht auf Unaqchtsamkeit der russischen Kartographen beruhen, so bleibt noch die M?glichkeit, da? die Ausprache der benachbarten Chewsuren ma?gebend gewesen ist; f?r Dzarego trifft dies jedenfalls zu, f?r die ?brigen Orte habe ich es nicht mehr nachpr?fen k?nnen. Au?erdem sei noch folgende Abweichung erw?hnt, die weniger auf Ungenaigkeit der Kartographen als vielmehr auf einem Mi?verst?ndnis beruhen d?rfte. Die Karte verzeichnet Scharo’i, Schikaro’i, Santcho’i, Schato’i, usw., die Tschetschenen, die ich ?ber diesen auff?lligen Unterschied befragte, gaben mir folgende Erkl?rung, wenn ich die einfachen Leute recht verstanden habe. Das Dorf hei?e an und f?r sich Schare, Schikare usw.; Scharoi, Schikaroi w?re indessen nicht direckt unrichtig, es bedeute nur nicht den Ort selbst, sondern die Bewohner desselben, deutsch ausgedr?ckt also die Schare’er usw. Die Bewohner oder der Dolmetscher der russischen Kartographen h?tten eben die Frage, wie der Ort hei?e, immer nach der Bewohnerschaft beantwortet. Vielleicht liegt der Grund auch darin, da? die Tschetschenen an und f?r sich eher sagen z. B. «Ich gehe zu den Schare’ern» als «Ich gehe nach Schare»; es w?rde sich das daraus erkl?ren, da? ja die Bewohnerschaft eines Gebirgsauls viel mehr eine geschlossene Einheit darstellt, als wir es aus unseren Verh?ltnissen heraus uns vorstellen k?nnen; geh?rt doch vielfach die gesamte Einwohnerschaft ein und derselben Familie an, die mithin geschlossen, sei es feindlich, sei es freundlich, den anderen Aulen bezw. Familien gegen?bersteht. Ich m?chte diese Ansichten jedoch nur mit gr??ter Vorsicht ?u?ern, da ich keine n?heren Untersuchungen dar?ber angestellt habe.

Im ?brigen haben sich die Leute vielfach schon auf die russische Benennungsweise ihres Ortes eingestellt und nennen ihn dem Fremden gegen?ber nach Art der Russen. Das gilt auch f?r den Volksnamen Nachtschoi. Dem Fremden gegen?ber bezeichnet man sich als Tschetschene. In den abgelegenen Gebirgst?lern freilich erh?lt man weder die eine noch die andere Antwort. Das Nationalit?tsbewu?tsein ist hier noch ganz unentwickelt, von einem Nationalgef?hl im westeurop?ischen Sinne nat?rlich ganz zu schweigen. Der Gebirger bezeichnet sich eben nur als Mitglied dieses oder jenes Dorfes bezw. Sippe oder Gr??familie und sieht auchum sich herum nur solche verschiedenen Sippen; das Verst?ndnis f?r den ?bergeordneten Begriff des Volkes ist ihm in seinem abgeschlossenen Tal noch nicht aufgegangen.

Mit der Ankunft des Stammes auf kaukasischem Boden, ?ber die uns die erw?hnte Sage vielleicht einen Anhaltspunkt gibt, beginnt der zweite Abschnitt der Geschichte des Volkes. Hier?ber liegen nun bedeutend sicherere Nachrichten vor, wenn dieselben auch ausschlie?lich aus m?ndlichen Familien?berlieferungen bestehen mit all ihren Unsicherheiten besonders bez?glich der Zeitangaben. Diese Unsicherheit scheint, aber nicht in dem Ma?e f?r den geographischen Inhalt der ?berlieferungen zu gelten, der uns hier haupts?chlich interessiert; es herrscht in dieser Beziehung n?mlich in den verschiedenen ?berlieferungen auff?llige ?bereinstimmung.
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