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Еврейские судьбы: Двенадцать портретов на фоне еврейской иммиграции во Фрайбург

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2016
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Москва

В 1945 году Анна, теперь уже Анна Иосифовна, вышла замуж за москвича и прожила в столице всю дальнейщую жизнь до переезда в Германию. С мужем она познакомились в Москве, куда приехала на совещание в Прокуратуру Союза по делам несовершеннолетних: она выступала с докладами по пяти вопросам повестки дня.

С мужем у нее была как бы общая беда – его мать тоже погибла в Минске. Сам он закончил Авиационный институт и работал в НИИ-17, участвовал в создании этого института, возглавлял в нем отдел информации. Кроме того, занимался литературой, год учился в Литературном институте, был очень интересным и способным человеком. Он умер в 1984 году в возрасте 70 лет.

Переехать в Москву было непросто. По закону могли и не отпустить с работы, а за самовольное оставление рабочего места могли даже судить. Вышла она из этого положения просто: дала почувствовать прокурору Татарии, русскому по фамилии Садовничий, что он антисемит.

Выслушав ее рассказ о том, какую тяжёлую эвакуацию она пережила, он скривился и сказал: «Что, бежали?» И тут Анна не сдержалась и твердо сказала: «А что, кому-нибудь было бы интересно, чтобы ещё одна еврейская голова полегла?»

Он тут же и подписал ее заявление, а мог бы и задержать, потому что по делам несовершеннолетних было много работы – целый воз! А в 1946 году в татарской Прокуратуре произошел полный погром: уволили почти всех евреев, кто был в аппарате.

Сестра осела в Омске, брат – во Львове, а Анна Иосифовна переехала в Москву. И тут же столкнулась со следующим антисемитом – прокурором Московской области. С поиском работы в Москве ей протежировала бывшая начальница – Фаина Яковлевна Файбишевская, начальник группы по делам несовершеннолетних прокуратуры республики. Очень умная пожилая женщина, она позвонила прокурору Московской области и предложила ее кандидатуру. «А как фамилия?», – спросили ее на том конце провода. «Резник» (эта фамилия такая неопределённая!). Тогда он её спрашивает: «А имя, отчество?» А она, глядя на протеже и улыбаясь, говорит: «Вы знаете, у меня только инициалы».

А ему нужны были работники! Это была совершенно каторжная работа – прокуроры уголовно-судебного отдела: давать заключения в областном суде по делам, приезжать в прокуратуру и отчитываться, причём по всем абсолютно делам, которые рассматривал кассационный состав!

В общем, Анна Иосифовна там проработала около года, ушла в декрет, родила сына и больше туда уже не вернулась. Через два года ее приняли в члены Московской коллегии адвокатов. И с 1948-го и до 1996-го – почти 50 лет! – она проработала в этой коллегии, в одной и той же консультации, вела любые дела – и уголовные, и гражданские: доросла до заместителя заведующего.

В течение почти 30 лет была одной из тех, кто тянул коллегию. Общий стаж ее работы – около 60 лет!

Фрайбург

Но настал момент, когда пришлось уехать. Уезжали 22 мая 1996 года, а еще 16 мая у Анны Иосифовны был приговор по делу! Было ей тогда без малого 80 лет!

Сначала жили во Фрайбурге, теперь в Мюнхене.

Приехать в Германию после всех потерь – матери, почти всех родственников – было психологически очень сложно. Но то, как немцы принимали евреев из бывшего СССР, вызывает у нее уважение. Как вызывает его и то, как немцы относятся к теме Холокоста. За годы, прожитые в Германии, с антисемитизмом она ни разу не сталкивалась.

Внук и внучка закончили в Германии университеты, оба кандидаты наук, способные ребята. Сын, хотя и остался в Москве, но часто приезжает. Он занимается издательством и часто бывает во Франкфурте на книжной ярмарке.

В 2012 году Анна Иосифовна и сама написала книгу о своей жизни – писала не для всех, а для своих, для семьи прежде всего.

13 февраля 2016 она отпраздновала свое 99-летие!

ANNA IOSSIFOWNA RESNIK:

«NUR INITIALEN…»

(MINSK – АGRYS – KASAN – MOSKAU – FREIBURG – M?NCHEN)

Minsk

Anna Iossifowna Resnik wurde 1917 in Minsk geboren und war die ?lteste Tochter der Familie. Zu diesem Zeitpunkt war schon die Grenze gezogen worden, und alle ihre Verwandten befanden sich von heute auf morgen «hinter dem Kordon», und zwar in Polen – in der Kleinstadt (heutzutage ist das ein Rayonzentrum) Iwenec im Gebiet Baranowitschi. Deswegen wurden sie ihr Leben lang weder von Opa noch von Oma begleitet. Die beiden Opas waren ?brigens «Religionsdiener»: der eine war Sch?chter, der andere – Rabbiner.

Als der Vater die Mutter heiratete, wuchs die Familie noch um die Oma und um den taubstummen kleinen Bruder der Mutter, der sp?ter in Minsk umkam. Das war eine gute, eintr?chtige Familie. Anja war das ?lteste Kind, und sie hatte noch eine mittlere Schwester und einen j?ngeren Bruder (die beiden sind nicht mehr am Leben).

Der Vater, ein gescheiterter Nepmann, wurde 1933 verhaftet, es wurde nach Gold gesucht: man hielt ihn 2 Monate lang im Gef?ngnis fest, dort steckte er sich mit Flecktyphus an und starb daran 2 Wochen nach seiner Entlassung aus der Haft. Anja war damals 16 Jahre alt.

Mama absolvierte das Gymnasium in Smolensk extern, sie reiste regelm??ig hin, um Pr?fungen abzulegen. Sie war Russischlehrerin und eine sehr gebildete Person. Dann beendete sie einen Fr?belitschka-Kurse (Fr?belitschka nannte man vor der Revolution Kindergartenerzieherinnen – nach dem deutschen P?dagogen Fr?bel) und war in einem Kindergarten t?tig.

Anja absolvierte die Minsker juristische Hochschule mit Auszeichnung und fing 1939 an, am Institut des Justizministeriums in Moskau zu promovieren. Aber schnell musste sie darauf verzichten und nach Minsk zur?ckkehren: Die Mutter konnte die ganze Familie alleine nicht ern?hren. 1941 wurde das Leben besser, und Anja ging wieder ans Institut. Sie war als Assistentin am Lehrstuhl f?r Strafrecht t?tig, erteilte ihren Studenten praktischen Unterricht und legte sogar die ersten ben?tigten Doktorandenpr?fung im Marxismus und im Strafverfahren ab.

Nach Annexion Ostpolens 1940 wurde es zum ersten Mal m?glich, die Verwandten zu besuchen: Daf?r brauchte sie lediglich nur Fahrkarte zu kaufen. 1941 besuchte Anja die Verwandten sogar zweimal: zuerst reiste sie nach Radaschkowitschi und dann nach Iwenec. Sie traf sich mit ihrer Tante, von der sie fr?her nichts wusste. Diese hatte schon eine gro?e Familie: f?nf Kinder und mehrere Enkelkinder. Denn seit 1917 wuchs schon eine ganze Generation auf! Anja lernte auch ihren Cousin und ihre Cousine kennen. Von der zweiten Reise ins Westliche Wei?russland kehrte sie erst am 11. Juni 1941 zur?ck.

Alle diese Verwandten kamen dann ums Leben: allein in Radaschkowitschi waren das 11 Personen! Nur der Cousin und die Cousine flohen aus der Stadt und retteten sich. Sp?ter arbeiteten sie in einem Kinderheim im Gebiet Iwanowo als Erzieher und Erzieherin.

Vor dem Krieg leitete Anjas Mutter ein Kindergarten in Minsk. Wegen dieser T?tigkeit hat sie eigentlich ihr Leben verloren.

So ist es passiert. 5 Tage vor dem Krieg brachte sie ihren Kindergarten ins Freie, auf eine Datscha in Ratomka, die nur 18 km von der Stadt entfernt lag. Das war ein gro?es Gl?ck, denn nicht allen Kinderg?rten gelang das. Als sie am 23. Juni in die Stadt zur?ckkehrte, um Lebensmittel f?r die Kinder zu holen, erfuhr sie vom Kriegsbeginn. Am Abend kammen die Eltern von den Kindern, am 23. Juni war es noch ruhig in Minsk. Es wurde beschlossen, dass die Mutter nach Ratomka geht, um die Kinder abzuholen, aber es fuhren schon keine Z?ge mehr. Anna arrangierte ein Auto f?r die Mutter und zahlte daf?r 100 Rubel, was damals eine Menge Geld war. Niemand wei?, ob die Mutter am Zielort ankam, aber sobald sich das Auto vom Haus entfernte, begann man Minsk zu bombardieren. Das war ein schrecklicher Angriff: Er dauerte ununterbrochen von 10 Uhr morgens bis 10 Uhr abends. Alle standen da und warteten: Wen trifft die Bombe?..

Tatarien

Am Abend, als die Bombardierung vorbei war, brannte die ganze Stadt! Dann begab sich Anna mit der j?ngeren Schwester und dem Bruder zur Mutter nach Ratomka – und zwar zu Fu?. Sie ?bernachteten im Wald nahe der Stadt. Am Morgen gingen sie auf die Stra?e, aber sie war durch die zur?ckziehenden Truppen verstopft, die hautnah aneinander schritten, so dass es unm?glich war, sich durch diese dichte Menschenmasse durchzuk?mpfen. Die Geschwister mussten umkehren, sich von diesem Strom blind mitrei?en lassen und darauf hoffen, dass der Kindergarten doch in Sicherheit gebracht worden war – wie kann man sich ja etwas anderes vorstellen? (Was in Wirklichkeit mit dem Kindergarten und mit der Annas Mutter geschehen war, blieb bis heute ungekl?rt).

Drei Wochen lang bewegten sich zwei Schwestern und der Bruder durch Wei?russland gen Osten – in den St?ckelschuhen, ohne Lebensmittel, ohne Kleidung, nur mit einer kleinen Damen-Aktentasche mit Fotos, Papieren und einem halben Kilo Streuzucker.

Den Zucker l?sten sie im Wasser und tranken die L?sung. Sie hatten weder Essen noch Geld. Es gab keine organisierten Mahlzeiten, sie legten Feuer an, kochten etwas – eine Suppe. Bei einer solchen Suppe holte sich der Bruder eine Lebensmittelvergiftung und musste den Weg mit dem Fieber von 40?C weitergehen. Mal reichte man ihnen eine Tasse Milch, mal noch was: die Menschen hatten Mitleid mit zerlumpten Fl?chtlingen. Sie schliefen in einer Reihe hingestreckt, auf der blo?en Erde. Es ist unbegreiflich, wie sie diese drei Wochen ?berstanden und ?berlebt haben!

Bei solchen Umst?nden erreichten sie am 13. Juli die Stadt Roslawl im Gebiet Smolensk. Von dort gelangten sie auf Flachwagen mit Kohlen zum Evakuierungspunkt in Mitschurinsk, wo sie als Evakuierte angemeldet wurden. Sie wurden nach Kasan gesendet und kamen dort erst im August an.

Ihr Juristin-Diplom hatte Anna in ihrer Aktentasche mitdabei. Damit wurde sie bei der Staatsanwaltschaft der Tatarischen Republik angestellt und bekam eine Stelle als Assistentin eines Rayon-Staatsanwaltes zugewiesen. Zwei lange Jahre arbeitete sie in der Stadt Аgrys an der Transsibirischen Eisenbahn.

Анна Резник с мужем Федором / Anna Resnik mit ihrem Mann Fedor (1946)

Seit ihrem ersten Lebenstag wusste Anna, dass sie J?din war. Als sie ca. sieben Jahre alt war, stellten ihre Eltern einen Lehrer f?r sie ein, mit dem sie ein Jahr lang Hebr?isch lernte. Dann wanderte der Lehrer nach Pal?stina aus (wie es damals hie?), und der Unterricht h?rte auf.

Mit Antisemitismus wurde sie zum ersten Mal konfrontiert, als sie evakuiert war (in Minsk gab es keinen Antisemitismus – weder in der Schule noch an der Hochschule). Es ereignete sich zum Beispiel Folgendes.

Anna war bereits als Assistentin des Staatsanwaltes t?tig und brauchte eine Wohnung. Eine Tatarin, bei der sie ein Zimmer mieten wollte, empfing sie mit offenen Armen – in ihren Augen war ja Anna eine gro?e Chefin. Dann sagte sie aber: «Es kamen einmal evakuierte Juden, aber ich lie? sie bei mir nicht wohnen». – «Ach so? Dann werde ich bei Ihnen auch nicht wohnen: Ich bin auch J?din». Diese einf?ltige und ungebildete Tatarin, die nie in ihrem Leben Juden gesehen hatte, war nichtsdestotrotz so eingestellt.

Der Chef von Anna, der Bezirks-Staatsanwalt, war auch ein Tatar. Der Ermittlungsf?hrer und der Richter waren auch Tataren. Jedoch sp?rte Anna keinen Antisemitismus seitens der Kollegen.

Dann kam der neue Staatsanwalt der Republik und w?hlte f?r sich vier Juristen, um den ausschlie?lich aus Tataren bestehenden Zentralapparat zu st?rken. Er stammte aus der Ukraine und brauchte den russischsprachigen Apparat und fachkundige Juristen. Er w?hlte vier junge Frauen, unter ihnen auch Anna. So fand sie sich 1943 in Kasan, im Zentralapparat der tatarischen Staatsanwaltschaft.

In Kasan war Anna zuerst als Staatsanw?ltin der Ermittlungsabteilung t?tig (Arbeit im Apparat). Dann wurde ihr ein gesondertes Arbeitsgebiet zugeteilt – Staatsanw?ltin f?r Minderj?hrige: in den Fokus der Staatsanwaltschaft trat der Zustand der Jugendkolonien u. ?.

Анна Резник (2010-е) / Anna Resnik (2010er)

Vom Holocaust wusste man nahezu nichts. Man wusste allerdings, dass Ghettos geschaffen wurden und Juden «Gelbe Sterne» tragen mussten. 1943 hoffte Anna immer noch, Mamas Kindergarten aufzufinden, sie hoffte, er w?re evakuiert worden (manche Unternehmen und Anstalten waren ja evakuiert worden!).

Nach der Befreiung von Minsk im Jahr 1944 schrieben Anna und ihre Schwester mehrere Anfragen. Und von irgendjemand kam eine Postkarte, auf der es stand, dass ihre Mutter zusammen mit anderen Alten in einer Scheune verbrannt wurde. Nach dem Krieg ging Anna hin, besuchte mehrere Gr?ber. Aber sie erfuhr nichts N?heres.

Sie kam mehrmals nach Minsk, einmal reisten die Geschwister zu dritt. Ihr Haus in Minsk blieb verschont, sie versuchten es, dort einige Male reinzukommen, es zu betreten, aber die neuen Bewohner lie?en sie nicht rein.

Moskau

1945 heiratete Anna – jetzt schon Anna Iossifowna – einen Moskauer und lebte in der Hauptstadt ihr ganzes Leben lang bis sie nach Deutschland kam. Ihren k?nftigen Ehemann lernte sie in Moskau kennen, wo sie bei einer Konferenz der Unionsstaatsanwaltschaft f?r Minderj?hrige Vortr?ge zu f?nf Tagesordnungspunkten hielt.

Sie und ihr Mann hatten ein gleiches Ungl?ck – seine Mutter kam auch in Minsk ums Leben. Er absolvierte das Luftfahrthochschule und war am Forschungsinstitut 17 t?tig, nahm an der Gr?ndung dieses Instituts teil und leitete die Informationsabteilung daran. Dar?ber hinaus besch?ftigte er sich mit Literatur, studierte ein Jahr lang am Literaturinstitut, war eine sehr interessante Person und ein f?higer K?pf. Er starb im Jahre 1984 im Alter von 70 Jahren.
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