Lebens-Ansichten des Katers Murr / Житейские воззрения кота Мурра
Эрнст Теодор Амадей Гофман
Bilingua подарочная: иллюстрированная книга на языке оригинала с переводом
Мурр был котом неординарным и умным. Никогда не поддавался на уловки мышей, поскольку остроумие его превосходило их хитрость. Жаждал знаний, просвещения и учёности, но, увы, образовательные учреждения не предназначены для котов. От прочих мурлыкающих мечтателей Мурра отличало одно: он обладал способностью вдохновлять поэтов и музыкантов.
И этого оказалось достаточно, чтобы заслужить бессмертие в литературе.
«Житейские воззрения кота Мурра» – это не только роман, но и уникальное сочетание автобиографии кота и биографии его хозяина, известного композитора, в образе которого прослеживаются черты самого Э. Т. А. Гофмана.
В книге представлен оригинальный текст с параллельным переводом Константина Бальмонта, искусно передающим как юмор, так и философские размышления кота Мурра. Сатирические иллюстрации Луиса Уэйна, дополняющие издание, позволят читателю насладиться не только текстом, но и яркими, выразительными образами, которые оживляют страницы и углубляют восприятие сюжета и персонажей.
Элегантное оформление, твёрдый переплёт с тиснением, ляссе, высококачественная белая бумага – всё это делает книгу не только литературным, но и визуальным шедевром. Она станет желанным приобретением для коллекционеров и прекрасным подарком для всех, кто ценит искусство и литературу в их наивысшем проявлении.
В формате А4 PDF сохранён издательский макет.
Гофман Эрнст Теодор Амадей
Житейские воззрения кота Мурра
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann
Lebens-Ansichten des Katers Murr
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© ООО «Издательство АСТ», 2024
Hoffmann Ernst Theodor Wilhelm
Lebens-Ansichten des Katers Murr
Vorwort des Herausgebers E. T. A. Hoffmann
Keinem Buche ist ein Vorwort n?tiger, als gegenw?rtigem; da es, wird nicht erkl?rt, auf welche wunderliche Weise es sich zusammengef?gt hat, als ein zusammengew?rfeltes Durcheinander erscheinen d?rfte.
Daher bittet der Herausgeber den g?nstigen Leser, wirklich zu lesen, n?mlich dies Vorwort.
Besagter Herausgeber hat einen Freund, mit dem er ein Herz und eine Seele ist, den er ebenso gut kennt, als sich selbst. Dieser Freund sprach eines Tages zu ihm ungef?hr also:»Da du, mein Guter, schon manches Buch hast drucken lassen und dich auf Verleger verstehst, wird es dir ein leichtes sein, irgendeinen von diesen wackern Herren aufzufinden, der auf deine Empfehlung etwas druckt, was ein junger Autor von dem gl?nzendsten Talent, von den vortrefflichsten Gaben vorher aufschrieb. Nimm dich des Mannes an, er verdient es.«
Der Herausgeber versprach, sein Bestes zu tun f?r den schriftstellerischen Kollegen. Etwas verwunderlich wollt es ihm nun wohl bed?nken, als sein Freund ihm gestand, da? das Manuskript von einem Kater, Murr gehei?en, herr?hre und dessen Lebensansichten enthalte; das Wort war jedoch gegeben, und da der Eingang der Historie ihm ziemlich gut stilisiert schien, so lief er sofort, mit dem Manuskript in der Tasche, zu dem Herrn D?mmler Unter den Linden und proponierte ihm den Verlag des Katerbuchs.
Herr D?mmler meinte, bis jetzt habe er zwar nicht unter seinen Autoren einen Kater gehabt, wisse auch nicht, da? irgendeiner seiner werten Kollegen mit einem Mann des Schlages bis jetzt sich eingelassen, indessen wolle er den Versuch wohl machen.
Der Druck begann, und dem Herausgeber kamen die ersten Aush?ngebogen zu Gesicht. Wie erschrak er aber, als er gewahrte, da? Murrs Geschichte hin und wieder abbricht und dann fremde Einschiebsel vorkommen, die einem andern Buch, die Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler enthaltend, angeh?ren.
Nach sorgf?ltiger Nachforschung und Erkundigung erfuhr der Herausgeber endlich folgendes: Als der Kater Murr seine Lebensansichten schrieb, zerri? er ohne Umst?nde ein gedrucktes Buch, das er bei seinem Herrn vorfand, und verbrauchte die Bl?tter harmlos teils zur Unterlage, teils zum L?schen. Diese Bl?tter blieben im Manuskript und – wurden, als zu demselben geh?rig, aus Versehen mit abgedruckt!
De- und wehm?tig mu? nun der Herausgeber gestehen, da? das verworrene Gemisch fremdartiger Stoffe durcheinander lediglich durch seinen Leichtsinn veranla?t, da er das Manuskript des Katers h?tte genau durchgehen sollen, ehe er es zum Druck bef?rderte. Indessen ist noch einiger Trost f?r ihn vorhanden.
F?rs erste wird der geneigte Leser sich leicht aus der Sache finden k?nnen, wenn er die eingeklammerten Bemerkungen, Mak. Bl. (Makulatur-Blatt) und M. f. f. (Murr f?hrt fort) g?tigst beachten will, dann ist aber das zerrissene Buch h?chst wahrscheinlich gar nicht in den Buchhandel gekommen, da niemand auch nur das mindeste davon wei?. Den Freunden des Kapellmeisters wenigstens wird es daher angenehm sein, da? sie durch den literarischen Vandalismus des Katers zu einigen Nachrichten ?ber die sehr seltsamen Lebensumst?nde jenes in seiner Art nicht unmerkw?rdigen Mannes kommen.
Der Herausgeber hofft auf g?tige Verzeihung.
Wahr ist es endlich, da? Autoren ihre k?hnsten Gedanken, die au?erordentlichsten Wendungen oft ihren g?tigen Setzern verdanken, die dem Aufschwunge der Ideen nachhelfen durch sogenannte Druckfehler. So sprach zum Beispiel der Herausgeber im zweiten Teile seiner» Nachtst?cke «von ger?umigen Bosketts (Geb?schen), die in einem Garten befindlich. Das war dem Setzer nicht genial genug, er setzte daher das W?rtlein Bosketts um in das W?rtlein Kasketts (Lederhelm). So l??t in der Erz?hlung» das Fr?ulein Scuderi «der Setzer pfiffigerweise besagtes Fr?ulein statt in einer schwarzen Robe, in einer schwarzen Farbe von schwerem Seidenzeug erscheinen und so weiter.
Jedem jedoch das Seine! Weder der Kater Murr, noch der unbekannte Biograph des Kapellmeisters Kreisler soll sich mit fremden Federn schm?cken, und der Herausgeber bittet daher den g?nstigen Leser dringend, bevor er das Werklein liest, nachfolgende ?nderungen zu veranstalten, damit er von beiden Autoren nicht besser oder schlechter denke, als sie es verdienen.
?brigens werden nur die Haupterrata bemerkt, geringere dagegen der Diskretion des g?tigen Lesers ?berlassen.
(Es folgt die Angabe einer Reihe von Druckfehlern.)
Schlie?lich darf der Herausgeber versichern, da? er den Kater Murr pers?nlich kennengelernt und in ihm einen Mann von angenehmen, milden Sitten gefunden hat. Er ist auf dem Umschlage dieses Buches frappant getroffen.
Berlin, im November 1819
E. T. A. Hoffmann
Vorrede des Autors Kater Murr
Sch?chtern – mit bebender Brust, ?bergebe ich der Welt einige Bl?tter des Lebens, des Leidens, der Hoffnung, der Sehnsucht, die in s??en Stunden der Mu?e, der dichterischen Begeisterung meinem innersten Wesen entstr?mten. Werde, kann ich bestehen vor dem strengen Richterstuhl der Kritik? Doch ihr seid es, ihr f?hlenden Seelen, ihr rein kindlichen Gem?ter, ihr mir verwandten treuen Herzen, ja, ihr seid es, f?r die ich schrieb, und eine einzige sch?ne Tr?ne in eurem Auge wird mich tr?sten, wird die Wunde heilen, die der kalte Tadel unempfindlicher Rezensenten mir schlug!
Berlin, im Mai (18–).
Murr (Etudiant en belles lettres)
UnterdrUcktes Vorwort des Autors
Mit der Sicherheit und Ruhe, die dem wahren Genie angeboren, ?bergebe ich der Welt meine Biographie, damit sie lerne, wie man sich zum gro?en Kater bildet, meine Vortrefflichkeit im ganzen Umfange erkenne, mich liebe, sch?tze, ehre, bewundere und ein wenig anbete.
Sollte jemand verwegen genug sein, gegen den gediegenen Wert des au?erordentlichen Buchs einige Zweifel erheben zu wollen, so mag er bedenken, da? er es mit einem Kater zu tun hat, der Geist, Verstand besitzt und scharfe Krallen.
Berlin, im Mai (18–).
Murr (Homme de lettres tr?s renommе)
N. S. Das ist zu arg! – Auch das Vorwort des Autors, welches unterdr?ckt werden sollte, ist abgedruckt! – Es bleibt nichts ?brig, als den g?nstigen Leser zu bitten, da? er dem schriftstellerischen Kater den etwas stolzen Ton dieses Vorworts nicht zu hoch anrechnen und bedenken m?ge, da?, wenn manche wehm?tige Vorrede irgendeines andern empfindsamen Autors in die wahre Sprache der innigen Herzensmeinung ?bersetzt werden sollte, es nicht viel anders herauskommen w?rde.
Erster Teil
Erster Abschnitt
Gef?hle des Daseins, die Monate der Jugend
Es ist doch etwas Sch?nes, Herrliches, Erhabenes um das Leben! – »O du s??e Gewohnheit des Daseins!«ruft jener niederl?ndische Held in der Trag?die aus. So auch ich, aber nicht wie der Held in dem schmerzlichen Augenblick, als er sich davon trennen soll – nein! – in dem Moment, da mich eben die volle Lust des Gedankens durchdringt, da? ich in jene s??e Gewohnheit nun ganz und gar hineingekommen und durchaus nicht Willens bin, jemals wieder hinauszukommen. – Ich meine n?mlich, die geistige Kraft, die unbekannte Macht, oder wie man sonst das ?ber uns waltende Prinzip nennen mag, welches mir besagte Gewohnheit ohne meine Zustimmung gewisserma?en aufgedrungen hat, kann unm?glich schlechtere Gesinnungen haben, als der freundliche Mann bei dem ich in Kondition gegangen, und der mir das Gericht Fische, das er mir vorgesetzt, niemals vor der Nase wegzieht, wenn es mir eben recht wohlschmeckt.
O Natur, heilige hehre Natur! wie durchstr?mt all' deine Wonne, all' dein Entz?cken meine bewegte Brust, wie umweht mich dein geheimnisvoll s?uselnder Atem! – Die Nacht ist etwas frisch und ich wollte – doch jeder der dies lieset oder nicht lieset, begreift nicht meine hohe Begeisterung, denn er kennt nicht den hohen Standpunkt, zu dem ich mich hinaufgeschwungen! – Hinaufgeklettert w?re richtiger, aber kein Dichter spricht von seinen F??en, h?tte er auch deren viere so wie ich, sondern nur von seinen Schwingen, sind sie ihm auch nicht angewachsen, sondern nur Vorrichtung eines geschickten Mechanikers. ?ber mir w?lbt sich der weite Sternenhimmel, der Vollmond wirft seine funkelnden Strahlen herab, und in feurigem Silberglanz stehen D?cher und T?rme um mich her! Mehr und mehr verbraust das l?rmende Gew?hl unter mir in den Stra?en, stiller und stiller wird die Nacht – die Wolken ziehen – eine einsame Taube flattert in bangen Liebesklagen girrend um den Kirchturm! – Wie! – wenn die liebe Kleine sich mir n?hern wollte? – Ich f?hle wunderbar es sich in mir regen, ein gewisser schw?rmerischer Appetit rei?t mich hin mit unwiderstehlicher Gewalt! – O k?me sie die s??e Huldin, an mein liebeskrankes Herz wollt ich sie dr?cken, sie nimmer von mir lassen – ha dort flattert sie hinein in den Taubenschlag, die Falsche, und l??t mich hoffnungslos sitzen auf dem Dache! – Wie selten ist doch in dieser d?rftigen, verstockten, liebeleeren Zeit wahre Sympathie der Seelen! —
Ist denn das auf zwei F??en aufrecht Einhergehen etwas so Gro?es, da? das Geschlecht, welches sich Mensch nennt, sich die Herrschaft ?ber uns alle, die wir mit sichererem Gleichgewicht auf vieren daherwandeln, anma?en darf? Aber ich wei? es, sie bilden sich was Gro?es ein auf etwas, was in ihrem Kopfe sitzen soll und das sie die Vernunft nennen. Ich wei? mir keine rechte Vorstellung zu machen, was sie darunter verstehen, aber so viel ist gewi?, da? wenn, wie ich es aus gewissen Reden meines Herrn und G?nners schlie?en darf, Vernunft nichts anderes hei?t, als die F?higkeit, mit Bewu?tsein zu handeln und keine dummen Streiche zu machen, ich mit keinem Menschen tausche. – Ich glaube ?berhaupt, da? man sich das Bewu?tsein nur angew?hnt; durch das Leben und zum Leben kommt man doch, man wei? selbst nicht wie. Wenigstens ist es mir so gegangen, und wie ich vernehme, wei? auch kein einziger Mensch auf Erden das Wie und Wo seiner Geburt aus eigner Erfahrung, sondern nur durch Tradition, die noch dazu ?fters sehr unsicher ist. St?dte streiten sich um die Geburt eines ber?hmten Mannes, und so wird es, da ich selbst nichts Entscheidendes dar?ber wei?, immerdar ungewi? bleiben, ob ich in dem Keller, auf dem Boden, oder in dem Holzstall das Licht der Welt erblickte, oder vielmehr nicht erblickte, sondern nur in der Welt erblickt wurde von der teueren Mama. Denn wie es unserm Geschlecht eigen, waren meine Augen verschleiert. Ganz dunkel erinnere ich mich gewisser knurrender, prustender T?ne, die um mich her erklangen, und die ich beinahe wider meinen Willen hervorbringe, wenn mich der Zorn ?berw?ltigt. Deutlicher und beinahe mit vollem Bewu?tsein finde ich mich in einem sehr engen Beh?ltnis mit weichen W?nden eingeschlossen, kaum f?hig, Atem zu sch?pfen und in Not und Angst ein kl?gliches Jammergeschrei erhebend. Ich f?hle, da? etwas in das Beh?ltnis hinabgriff und mich sehr unsanft beim Leibe packte, und dies gab mir Gelegenheit, die erste wunderbare Kraft, womit mich die Natur begabt, zu f?hlen und zu ?ben. Aus meinen reich ?berpelzten Vorderpfoten schnellte ich spitze gelenkige Krallen hervor und grub sie ein in das Ding, das mich gepackt und das, wie ich sp?ter gelernt, nichts anderes sein konnte als eine menschliche Hand. Diese Hand zog mich aber heraus aus dem Beh?ltnis und warf mich hin, und gleich darauf f?hlte ich zwei heftige Schl?ge auf den beiden Seiten des Gesichts, ?ber die jetzt ein, wie ich wohl sagen mag, stattlicher Bart her?berragt. Die Hand teilte mir, wie ich jetzt beurteilen kann, von jenem Muskelspiel der Pfoten verletzt, ein paar Ohrfeigen zu; ich machte die erste Erfahrung von moralischer Ursache und Wirkung, und eben ein moralischer Instinkt trieb mich an, die Krallen ebenso schnell wieder einzuziehen, als ich sie hervorgeschleudert. Sp?ter hat man dieses Einziehen der Krallen mit Recht als einen Akt der h?chsten Bonhommie und Liebensw?rdigkeit anerkannt und mit dem Namen» Samtpf?tchen «bezeichnet.