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Lauert

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2020
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Nach der Schie?erei in Jennings, war Riley mit Jake nach Quantico zur?ckgeflogen und dann mit dem Auto zur?ck nach DC gefahren. Sie sa? auf der Couch neben Ryan in ihrer kleinen Erdgeschosswohnung, doch die Bilder in ihrem Kopf waren noch vom ersten Teil dieses langen Tages.

Riley konnte Heidi Wrights tote Augen in den Schneefall starren sehen und war nicht in der Lage ihre Schuldgef?hle abzusch?tteln. Sie wusste, dass es irrational war, aber sie sp?rte nicht, dass sie gerade irgendjemandes Zuneigung verdiente.

&bdquo;Was kann ich tun?“, fragte Ryan.

&bdquo;Nichts“, antwortete sie. &bdquo;Bleib einfach hier bei mir sitzen.“

Sie sa?en schweigend da und Riley war dankbar f?r Ryans Anwesenheit. Die letzten Monate ?ber hatten sie ihre Differenzen gehabt, aber in diesem Moment erschien er ihr als genau der gutaussehende, aufrichtige und r?cksichtsvolle junge Mann, in den sie sich in ihrem letzten Semester an der Universit?t verliebt hatte.

In der Zwischenzeit ging sie in Gedanken immer wieder das durch, was passiert war, seitdem sie Heidi erschossen hatte. Es war alles wie im Traum und w?hrend ihres Fluges zur?ck nach Quantico hatte Agent Crivaro ihr immer wieder gesagt, dass sie im Zustand des Schocks war.

Ich nehme an, das bin ich immer noch, dachte sie.

Sie hatte immer noch alle physischen Symptome des Schocks, einschlie?lich kalter, schwitzender H?nde und eines Zustandes von immer wiederkehrendem Schwindel und Verwirrung.

Wie lange w?rde es dauern, bis diese Symptome verschwanden?

Mit emotionsloser und monotoner Stimme, die selbst ihr merkw?rdig vorkam, hatte sie Ryan soeben den gesamten Vorfall geschildert. Sie konnte sich gerade noch davor zur?ckhalten, die Ereignisse nicht aus der dritten Person Perspektive zu erz?hlen. Es war schwierig gewesen das Wort &bdquo;ich“ zu verwenden, als sie ?ber ihre eigenen Handlungen sprach. Sie wollte die ganze Zeit daran glauben, dass diese ganze Sache jemand anderem passiert war.

Als sie fertig war, hatte Ryan mit einer sanften Stimme gesagt: &bdquo;Eine Sache verstehe ich immer noch nicht. Ich nehme an, dass es irgendwie Sinn gemacht hat, dass Heidi so getan hat, dass sie die Geisel war, zumindest f?r einige Momente. Es war ein verzweifelter Bluff. Aber wieso ist sie direkt auf den Parkplatz gekommen? Wieso hat sie versucht...?“

Ryan verstummte, aber sie wusste, welche Worte er nicht auszusprechen wagte.

&bdquo;Wieso hat sie versucht, dich umzubringen?“

Riley erinnerte sich an den Moment, als das M?dchen im Eingang des Motelzimmers gestanden hatte, bevor sie die fatalen Schritte auf den Parkplatz machte, und wie sie Orins unverst?ndlichen Protest vernommen hatte.

Sie sagte zu Ryan: &bdquo;Orin wollte nicht, dass sie da raus geht. Er hatte versucht, sie zu ?berreden. Aber ich nehme an, sie dachte... sie hatte begriffen... dass es vorbei war. Sie wollte ihren Abgang machen...“

Ihre eigene Stimme verhallte nun, als ein dummes Clichе ihr auf der Zunge lag.

&bdquo;...mit Pauken und Trompeten.“

Ryan sch?ttelte den Kopf.

&bdquo;Ich kann mir nicht vorstellen, wie du dich f?hlen musst“, sagte er. &bdquo;Aber meine G?te, Riley, sie und ihr Freund haben sechs Menschen ermordet. Du kannst nicht sagen, dass sie das, was mit ihr passiert ist, nicht verdient hat.“

Riley hatte das Gef?hl, als w?re der Klang dieses Wortes wie eine Ohrfeige.

Verdient.

In diesem Moment f?hlte sie sich selbst so schmerzlich unw?rdig von Ryan Aufmerksamkeit oder gar Zuneigung zu erhalten. Es war ihr nicht in den Sinn gekommen, zu denken, dass Heidi Wright verdient hatte, was Riley ihr angetan hatte.

Hat Ryan recht? dachte sie.

Sie dachte ?ber das Wenige nach, was sie vom Leben des M?dchens wusste –– einem Leben von unvorstellbarer Grausamkeit und Missbrauchs, wie es aussah. Heidi und ihr Freund hatten ihren Amoklauf begonnen, als ihr eigener Vater und Bruder sie sexuell missbraucht hatten. Riley konnte Orin keinen Vorwurf daraus machen, dass er diese M?nner umgebracht hatte. Dann, nachdem das passiert war, mussten Orin und Heidi sich beide zu verzweifelt gef?hlt haben, um zu begreifen, was sie taten.

Und auch zu jung, dachte Riley.

Erneut konnte Riley nicht anders, als an Heidis frisches, l?chelndes Gesicht zu denken, in dem Moment, als sie die Waffe auf Riley gerichtet hatte –– dem Moment vor ihrem eigenen Tod.

Riley murmelte laut: &bdquo;Heidi war nur ein Kind, Ryan. Sie hat es nicht verdient, so zu sterben. Was sie verdient hatte, war ein besseres Leben, als das, in dem sie feststeckte.

Ryan sah Riley mit einem ungl?ubigen Blick an.

&bdquo;Aber du hattest keine Wahl“, sagte er. &bdquo;Wenn du nicht geschossen h?ttest, w?rst du jetzt ganz bestimmt...“

Er verstummte erneut. Riley wusste, welches Wort er einfach nicht aussprechen konnte.

Tot.

&bdquo;Ich wei?“, sagte Riley seufzend. &bdquo;Das ist was Agent Crivaro mir auch immer wieder sagt. Er sagt, es w?re gerechtfertigt. Dass es sogar Einhaltung der Vorschrift war. Es war Selbstverteidigung, ein klarer Fall ‚unmittelbarer Gefahr des Todes oder ernsthafter K?rperverletzung‘.“

&bdquo;Crivaro hat recht, Riley“, sagte Ryan. &bdquo;Das wei?t du bestimmt.“

&bdquo;Ich wei?“, sagte Riley.

Und rational betrachtet wusste sie es auch wirklich. Doch auf irgendeiner grundlegenden Ebene konnte sie dieses Urteil einfach nicht akzeptieren. Sie hatte gerade das Gef?hl von ihrem ganzen K?rper beschuldigt zu werden. Sie fragte sich, ob sie dieses Gef?hl jemals ?berwinden w?rde.

Ryan ber?hrte vorsichtig ihre Hand und Riley lie? zu, dass er sie festhielt. Ryans Hand f?hlte sich beinahe hei? an, gegen den kalten Schwei? auf ihrer Haut.

Ryan sagte: &bdquo;Riley, wie oft wirst du sowas durchmachen m?ssen?“

&bdquo;Das ist meine Arbeit“, sagte Riley.

&bdquo;Ja, aber... was f?r eine Arbeit ist das, die dich dazu bringt, dich so schrecklich zu f?hlen? Ist das wirklich was du aus deinem Leben machen willst?“

&bdquo;Irgendjemand muss es machen“, sagte Riley.

&bdquo;Musst du dieser irgendjemand sein?“, fragte Ryan.

Riley hatte keine Ahnung, wie sie diese Frage beantworten sollte. Und so sehr sie Ryans F?rsorge auch sch?tzte, sie war sich nicht sicher, wie aufrichtig diese wirklich war. Um wen war Ryan im tiefsten Inneren wirklich besorgt –– und Riley oder um sich selbst?

Sie hasste es, ihn so zu hinterfragen, aber sie konnte nicht anders. W?hrend der kurzen Zeit, in der sie zusammen waren, hatte sie zu ihrem Entsetzen feststellen m?ssen, dass Ryan einen egoistischen Zug hatte. Und er hatte gen?gend rein egoistische Gr?nde das zu hassen, was sie gerade tat. Er hasste sogar ihre t?gliche Anfahrtszeit nach Quantico. Es nahm ihm seinen hochgesch?tzten Ford Mustang weg und zwang ihn, die ?ffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen, um t?glich zu seiner Arbeit in einer Anwaltskanzlei zu kommen. Er hatte nicht versucht die Tatsache, dass er das erniedrigend fand, vor ihr zu verbergen.

Ryan dr?ckte ihre Hand und sagte: &bdquo;Vielleicht solltest du einfach ?ber eine Ver?nderung nachdenken. Wir k?nnen von meinem Gehalt leben. Wir haben sogar ein Sparkonto aufgemacht. Selbst wenn du zuhause bleiben w?rdest –– und ich wei?, dass du das nicht willst –– k?nnte ich trotzdem f?r uns beide sorgen. Ich k?nnte uns sogar schon bald eine sch?nere Wohnung mieten. Du musst das nicht machen... f?r uns.“

Riley sagte nichts.

Ryan sagte: &bdquo;Vielleicht ist das etwas, wor?ber du mit deinem Therapeuten sprechen solltest.“

Riley zuckte pl?tzlich zusammen. Sie bereute es Ryan gesagt zu haben, dass sie jetzt mindestens eine Therapiesitzung besuchen musste. Nachdem sie und Crivaro in Quantico gelandet waren, hatte der leitende Spezialagent Erik Lehl ihr mitgeteilt, dass Therapie verpflichtend war, jetzt wo sie das erste Mal Gewalt mit Todesfolge angewendet hatte.

Sie hatte noch keinen Termin ausgemacht.

Ryan sagte: &bdquo;Riley, ich mache mir Sorgen. Was wirst du tun? Was werden wir tun?“

Riley begann ein wenig ungeduldig zu werden.
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