Dann fragte Frankie: „Und wie l?uft es mit deinem Verlobten? Habt ihr schon ein Hochzeitsdatum ausgew?hlt?“
Die Frage ?berraschte Riley.
Sie stammelte: „?hm, nein, noch nicht.“
„Nein?“, sagte Frankie und schaute Riley skeptisch an.
„Noch nicht“, wiederholte Riley und a? dann still weiter.
Sie wurde angespannt, als sie sich vorstellte, was Frankie gerade denken musste. Sie erinnerte sich an etwas, was Frankie gesagt hatte, als sie sich gerade kennengelernt hatten…
„Ich habe eine etwas voreingenommene Sicht auf M?nner im Allgemeinen.“
Obwohl Frankie selten davon sprach, wusste Riley, dass Frankies vierj?hrige Ehe in einer h?sslichen Scheidung geendet war. Frankie hatte wahrscheinlich keinerlei Gr?nde anzunehmen, dass es mit Riley und Ryan klappen w?rde.
Hat sie vielleicht recht? fragte Riley sich.
Schlie?lich liefen die Dinge in letzter Zeit nicht besonders gut zwischen ihnen.
W?hrend sie ihre Mahlzeit beendeten, unterhielten Riley und Frankie sich ?ber Kleinigkeiten. Als Frankie sie zur?ck zu ihrer Wohnung fuhr, merkte Riley, dass sie dem Rest ihres freien Tages mit Missmut entgegensah. Sie fragte sich insbesondere, wie es heute Abend mit Ryan sein w?rde.
Sie fragte sich –– was sagte es ?ber sie aus, dass sie sich nicht darauf freute ihren eigenen Verlobten zu sehen? Schlimmer noch, wurde sie vielleicht s?chtig nach den Gefahren und Qualen ihrer Arbeit?
Sie wusste nur, dass sie nichts an ihren Gef?hlen ?ndern konnte.
Wenn ich nicht zur?ck an die Arbeit gehe, verliere ich meinen Verstand, dachte sie.
Was auch immer dort drau?en auf sie wartete, sie musste weitermachen und sich dem stellen.
KAPITEL VIER
Jake klopfte nerv?s mit dem Fu? auf den Boden, als er dem leitenden Spezialagenten der Verhaltensanalyseeinheit gegen?bersa?.
Es klingt auf jeden Fall nach einer Serie, dachte er.
Erik Lehl beschrieb gerade zwei ?hnliche Mordf?lle in Kentucky und Tennessee. Jake versuchte zu entscheiden, ob er gerade ?berhaupt dar?ber nachdenken wollte. Schlie?lich war er gestern erst in eine Schie?erei im Staat New York verwickelt gewesen.
Lehl schloss seine Darlegung mit den Worten: „Agent Crivaro, der einzige Grund, wieso ich mit Ihnen dar?ber spreche ist, dass ich gerade keine anderen erfahrenen Verhaltensanalyseagenten habe, die ich dort hinschicken k?nnte.“
Jake kicherte und sagte: „Also bin ich der letzte Ausweg, wie?“
Lehl lachte nicht ?ber Jakes kleinen Witz. Nat?rlich wusste Jake sehr gut, dass sein Boss nicht gerade f?r seinen Sinn f?r Humor bekannt war.
„Sie wissen, dass Sie das nicht sind“, sagte Lehl. „Ich will einfach keine Anf?nger schicken. Aber ich wei? auch, dass sie wom?glich eine Pause gebrauchen k?nnten, nach dem, was gestern vorgefallen ist. Wenn das so ist, dann ist das in Ordnung. Es ist nicht gerade ein ?ffentlich diskutierter Fall, noch nicht zumindest. Ich kann es auch die FBI Einheit vor Ort in Memphis ?bernehmen lassen. Aber der ?rtliche Sheriff ist in einer Art Panik und hat explizit die Verhaltensanalyseeinheit angefragt. Ich w?re entspannter, wenn ich w?sste, dass ich meinen besten Agenten auf den Job angesetzt habe.“
„Sie sollten mir nicht schmeicheln, Sir“, sagte Jake l?chelnd. „Sonst steigt es mir noch zu Kopf.“
Agent Lehl lachte auch jetzt nicht. Der schlaksige Mann legte seine langen Finger zu einer Raute zusammen und blickte Jake erwartungsvoll an.
„Ich mach’s“, sagte Jake schlie?lich.
Lehl schien genuin erleichtert zu sein.
„Na dann ist ja gut“, sagte Lehl. „Ich bestelle ein Flugzeug, dass sie zum Dyersburg Regionalflughafen fliegen wird. Ich werde veranlassen, dass ein paar ?rtliche Cops Sie dort empfangen. Soll ich Ihnen einen Partner zuteilen?“
Jake rutschte auf seinem Stuhl herum.
„Nee, diesen hier bekomme ich alleine hin“, sagte er.
Lehl gab ein leises entr?stetes St?hnen von sich.
Er sagte: „Agent Crivaro, wir haben doch dar?ber gesprochen.“
Lehls paternalistischer Ton am?sierte Jake, so als w?rde sein Boss ihn liebevoll ermahnen wollen.
„Ja, ich wei?“, sagte Jake. „Sie sagen immer wieder, es sei an der Zeit, dass ich lerne mit anderen klarzukommen. Aber ich bin alt und gefestigt in meinem Charakter, Sir. Wenn Sie mich mit einem Anf?nger hinschicken, werde ich den armen nur terrorisieren. Ich k?nnte ihn ganz vergraulen. Das w?rden Sie nicht wollen.“
Dann stellte sich ein ziemlich omin?ses Schweigen ein.
Ich nehme an, meine Antwort gef?llt ihm nicht, dachte Jake.
Schlie?lich sagte Lehl: „Denken Sie einfach dar?ber nach, einen Partner mitzunehmen. Ich werde ihnen wegen des Fluges Bescheid geben.“
Das Gespr?ch war beendet und Jake ging wieder in sein eigenes B?ro zur?ck. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, der mit Unterlagen ?berh?uft war, an denen er heute gearbeitet hatte. Er hatte sich mit dem „Nanny Killer“ Fall aus Maryland besch?ftigt und versucht genug Beweise zusammenzubekommen, um den Kinderm?rder namens Larry Mullins zu verurteilen. Er und Riley hatten den Mann vor einigen Wochen verhaftet.
Der Prozess w?rde bald stattfinden. Obwohl Jake, Riley und das gesamte Ermittlungsteam mit fast absoluter Gewissheit wussten, dass Mullins schuldig war, machte Jake sich Sorgen, ob die Jury das auch so sehen w?rde.
Jake fragte sich, ob er Lehls Bitte vorhin h?tte ausschlagen sollen. Lehl h?tte es ihm nicht vorgehalten. Und es war nicht so, als h?tte er nicht andere wichtige Dinge zu erledigen. Au?erdem war er von den Ereignissen gestern immer noch mitgenommen.
Ich glaube, ich bin einfach ein Typ, der nicht nein sagen kann, dachte Jake.
Er fragte sich, ob er wohl s?chtig nach der Arbeit im Au?endienst war, und nach all der Action und den Gefahren, die sie mit sich brachte.
Oder vielleicht war es etwas anderes.
In letzter Zeit hatte er das Gef?hl, dass sein Vertrauen in seine eigenen F?higkeiten schwand. Seine Ungewissheit ?ber den Mullins Fall verst?rkte diese Zweifel nur. Vielleicht hatte er diesen Fall angenommen, weil er einen inneren Drang versp?rte sich zu beweisen –– zu beweisen, dass er immer noch seine Arbeit machen konnte, und das nicht nur gut sondern besser, als jeder andere in der Verhaltensanalyseeinheit.
Aber was, wenn diese Zeiten vorbei sind? fragte er sich.
Er dachte an etwas, was Agent Lehl eben gesagt hatte.
„Denken Sie einfach dar?ber nach, einen Partner mitzunehmen.“
Jake vermutete, dass es guter Rat war. Der Versuch Solo zu arbeiten, w?hrend er mit Selbstzweifeln k?mpfte, war keine gute Idee. Aber Lehl hatte ihm soeben gesagt, dass er gerade keine anderen erfahrenen Agenten zur Verf?gung hatte. Jake hatte keine Lust irgendeinem dummen, unerfahrenen Gr?nschnabel angewandten Unterricht zu geben –– nicht, wenn wahrscheinlich ein Serienm?rder auf freiem Fu? war und sich bereit machte erneut zuzuschlagen.
Nat?rlich gab es da eine junge Agentin, von der Jake nicht so dachte...
Riley Sweeney.